"Suche Inhalt, eine gute Darreichungsform vorausgesetzt. Er/sie sollte vielseitig interessiert und informiert sein. Herzensgrundbildung und Sinn für klugen Humor sind mir wichtig. Wenn Du
Reden und Zuhören kannst und das zum jeweils richtigen Zeitpunkt und inhaltlich angemessen, so freue ich mich über eine Zuschrift an folgende Adresse..."
Würde ich eine Kontaktanzeige für Gesprächspartner aufgeben, sähe sie in etwa so aus.
Tatsächlich verliere ich die Lust an der Kommunikation. Das "langsam" zwischen "ich" und "die Lust" habe ich bereits aus dem Satz gestrichen. Nicht, dass ich noch viel beitragen würde, schon lange findet man mich eher auf der Zuhörerseite, neuerdings jedoch nicht mal mehr das, ich gehe nämlich jetzt einfach. Der Grund dafür liegt in der Erkenntnis, dass es eigentlich egal ist, wessen Ohren bluten: meine oder die des Hamsters, den ich an meiner Statt zurücklasse. Den meisten Gegenübers scheint es nicht mal mehr aufzufallen.
Eine Unart, die nicht neu aber abnehmend hinnehmbar ist, ist das Rumgepöbel im Internet. Wer eine ehrlich gestellte Frage aufrichtig zu beantworten gedenkt, erntet Folgekommentare von nicht Gemeinten, die mit einer schlichten Selbstverständlichkeit unverschämt und spracheverschlagend dumm ausfallen. Verletzend nur noch dann, wenn man an Niveau glaubt.
Lieber Nichtgemeinter. Du bist nicht gemeint!? Deshalb solltest du eigentlich gar nicht mitreden, und wenn doch, dann bringe dich behutsam und taktvoll ein. Wenn du eine Bühne für
selbstdarstellenden Dummschwatz suchst, gibt es Gleichgesinnte, mehr sogar als du denkst, würdest du denn denken. Aber das Problem ist, dort tut selbst dir die Geringschätzung weh, mit der man
deine Respektwürdigkeit verkennt, stimmt´s? Und dir fällt nichts Klügeres ein, als an anderer Stelle dem Fremdscham einen neuen Namen zu geben, nämlich deinen? Mir doch egal, wenn du studiert
hast, wenn man es deinen Manieren nicht anmerkt.
Nein, ich bleibe dabei: ich mag Anstand im verbalen Miteinander, ich bin kein Freund von "ich darf sagen was ich will", wenn die Form jeden Wahrheitsgehalt niedermetzelt, ich mag Reflektion und gute Gespräche. Ja, gute Gespräche! Wo man sich Zeit nimmt für einen an einem Stück ausgesprochenen Satz, ganz stressfrei. Wo man wirklich etwas erfahren möchte und bereit ist, dafür auch mal nur zuzuhören, Informationen sacken zu lassen, sich dem mit seinen Gedanken zu widmen, beim Thema zu bleiben und nicht direkt auf sein eigenes Ding umzuschwenken.
Oh, ich kann auch Smalltalk und ganz vor allem beherrsche ich das alberne Rumblödeln. Aber es macht mir keinen Spaß mehr ohne Ausgleich. Mir fehlen die Forscher im Gespräch, nicht die Unterhalter.
Ich bin zutiefst gelangweilt.
Sandra
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